Wir Schweizer verursachen hier im Inland durchschnittlich 4,5 t CO2 pro Jahr und Person, wenn man den Konsum aus dem Ausland dazu nimmt etwa 14 t (Bio-Heidelbeeren), wenn man viel in die Übersee- Ferien fliegt, gerne Fleisch isst und regelmässig einen SUV fährt bilanziert man ohne weiter 25 t CO2 pro Jahr. Auch wenn man nie fliegt, sich vegan ernährt, praktisch nichts konsumiert, mit erneuerbaren Energien heizt und zurückhaltend ÖV benutzt, braucht es hierzulande in der unserer Kultur immer noch 3.5 t CO2 pro Jahr. Darunter geht es praktisch nicht, wenn man nicht im Tessin in der Askese und Enthaltsamkeit sich aller technologischer Errungenschaften entzieht und Selbstversorgung praktiziert.


A Emissionsfolgenkosten
Das deutsche Bundesamt für Umwelt (UBA) hat eine Studie am Laufen, die die gesamten Folgekosten einer, emittierten Tonne CO2 abzuschätzen versucht. Das sind Reparaturkosten für Klimakatastrophen, aber auch Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion und zivilisatorische Korrekturkosten. Der höhere Werte von 640 € ergibt sich bei einer Gleichgewichtung dieser Kosten in Zukunft, der niedrigere von 180 € berechnet sich indem man die Folgekosten jedes Jahr um 1% verringert. Selbstredend haben solche Kostenberechnungen etwas Willkürliches.
B Climeworks
Die Schweizer Firma Climeworks filtert CO2 aus der Luft und verkauft es momentan zu Begasungszwecken an Gewächshäuser. In Zukunft soll es im Basaltgestein als Kalk gebunden eingelagert und so dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden. Ein weiteres, futuristisches Projekt ist die Verwendung von so zurückgewonnenem CO2 als Motorentreibstoff. Die Anlageeinheit, die heute in Hinwil in Betrieb ist filtert 900 t CO2 pro Jahr zu Kosten von etwa 500 CHF pro Tonne. Ziel ist mittelfristig ein Preis von 100 CHF pro Tonne. Im Mai wird auf der Webseite von Climeworks die Tonne zu erheblichen 1’100 CHF Kompensationskosten angeboten. Die Differenz hat die Firma bis heute trotz mehrmaliger Aufforderung nicht begründet.
C Fotovoltaikanlage
Angenommen man investiert heute in eine kleine Einfamilienhaus-Fotovoltaikanlage von 10 kWp so resultieren in einer 30 Jahre-Lebensdauerrechnung 600 CHF pro Tonne eingesparten CO2. Die Einsparungen kommen durch den Ersatz von normalem Netz-Strom durch Fotovoltaik-Strom (Bau und Unterhalt der Anlage) zustande. Die Schlüsselrolle spielt dabei wie man die CO2-Belastung des normalen Stroms berechnet. Bei den Kosten sind die Gesamtkostens der Module inkl. Montage, elektrische Infrastruktur und Unterhalt gerechnet.
D mobility – carsharing
Das erfolgreiche Unternehmen für das gemeinsame Nutzen von Personenwagen bietet ihren Kunden neu eine freiwillige Kompensation von 3 Rp. pro gefahrener Kilometer. Diese Kompensationskosten lassen sich auf die Tonne umrechnen. Dabei spielt der Benzinverbrauch des Fahrzeugs eine grosse Rolle. Mobility bietet vom energiesparenden Kleinstwagen bis zur Luxuslimousine alles was das Herz begehrt. So ergeben sich Kompensationskosten in einem breiten Band von ca. 150 bis schätzungsweise 350 CHF. Der Kunde zahlt paradoxerweise weniger bei Wagen mit hohem Konsum als bei solchen mit niedrigem.
E myclimate
Das Unternehmen ist der grösste, einigermassen seriöse Anbieter von Kompensationsgeldern für Privatpersonen in der Schweiz und gilt als Spezialist im Klimaschutz. Daneben gibt es kleinere und ausländische Anbieter wie South Pole und Atmosfair, die alle etwa nach demselben Prinzip funktionieren und in dieselbe Art von Projekten, namentlich in der Dritten Welt investieren. Sie Verkaufen Zertifikate (Ablasszettel) und unterstützen damit Projekte vorwiegend in Afrika, Südamerika und Asien, die eine Reduktion der CO2-Emissionen in Zukunft bewirken. Die Hälfte der eingesparten CO2-Tonnagen die von myclimate bewirtschaftet werden, stammen von effizienten Kleinkochern vorwiegend aus Afrika und Südamerika. 40% der Projekte sind in viel Afrika, 32% Asien und nur etwa 3%[1] in der Schweiz beheimatet. CO2-Einsparungen sind in Afrika billiger und leichter zu haben als in der Schweiz. 20 % der Kosten fliessen bei myclimate in die Administration, die mit 80 Mitarbeitern einen beachtlichen Umfang erreicht hat. Sie bezahlen auch die Kosten der Kontrolle. Man kann deshalb kaum von «unabhängiger» Kontrolle sprechen. Besonders umstritten sind Aufforstungsprojekte. Man investiert einmalig in Bäume und lässt sich die Tonnen CO2 über die nächsten 50 Jahre gutschreiben. Dabei kann niemand garantieren, dass der Wald in 10 Jahren noch steht.
Also doch kompensieren – Ja bedingt
Physikalisch folgerichtig und überzeugend mit Climeworks für 1’100 CHF pro Tonne, oder selber in Fotovoltaik investieren oder wenigstens oder mindestens zur Beruhigung des schlechten Gewissens zu CHF 90 pro Tonne z. B. bei myclimate.
[1] Umweltbundesamt; Methodenkonvention 3.0 zur Ermittlung von Umweltkosten – Kostensätze; Umwelt 2/2019, Berlin.
[2] Recyclen von Luft; Energia – Magazin des Bundesamtes für Energie, Nr 6, Nov 2017, Seite 4, Bern.
[3] Toggweiler, P.; So viel würde CO2-neutrales Fliegen kosten, Aargauerzeitung, 27.6.19.
[4] Lieferantenstrommix in der Schweiz: 149 g CO2eq pro kWh, Strom aus erneuerbaren Quellen: 19 g CO2eq pro kWh
[5] Bezogen auf die kompensierten Tonnen, Mai 2020