Nach viel Recherche, Berechnungen, Meinungen von Experten und Expertinnen und der Aufarbeitung zu anschaulichem Material bin ich “..ich armer Tor so ratlos wie zuvor”. Was dunkelgrün oder hellgrün ist, verschwimmt manchmal im Nebel.
Doch von vorne. Ich habe unsere Gasheizung in einem alten Haus im ursprünglichen Dorfkern von Hottingen analysiert und dargestellt: Verbrauch, Energiekennzahlen und Tonnage an CO2. Es ist zuviel für engagierte, umweltbewusste Leute. Deshalb sind wir auf der Suche nach einer umweltgerechteren Alternative.
A die obersten Balken in den unten stehenden Grafiken beschreiben den heutigen Zustand im Jahre 2021. Wir heizen mit einem 12 jährigen Gasheizkombikessel mit einem Anteil von 30 % Biogas und stossen damit für Heizung, Warmwasser und Kochen Jahr für Jahr fast 16 Tonnen CO2-e aus. Das kostet uns jährlich etwas über 8’000 Franken, nur Betriebskosten.

B dieses Szenario ist einfach und lässt sich per Mausklick auf der Webseite des Gasanbieters verwirklichen: wir beziehen 100 % Biogas. Doch das ist erstens nicht CO2-e frei und zweitens ist es von zweifelhafter Herkunft. 84 % des Biogas unseres Anbieters stammen nach eigenen Angaben aus dem Ausland, sogenannte virtuelle Importe. Wir könnten so im besten Fall das CO2-e auf jährliche 10 Tonnen herabsetzen und bezahlen dafür CHF 12’000 oder etwas mehr als 2’000 CHF pro eingesparte Tonne. Es sind einige Vorbehalte gegenüber dieser Variante.

C Die Fenster sind in unserem Denkmal geschützen Haus bereits 38 Jahre alt. Die Doppelverglasung enthält weder Isoliergase noch sind sie mit spezieller Wärmedämmtechnologie ausgerüstet. Zudem schliessen sie nicht mehr gut, so dass ein beträchtlicher Heizenergieverlust durch die alten, undichten Fenster entsteht. Die insgesamt über 70 Fenster mit einer Fläche von ca. 75 m2 machen einen berträchlichen Teil des Energieverlustes aus. Unsere Schätzungen gehen davon aus, dass bei einem Ersatz der alten Fenster durch moderne doppelverglaste Fenster mit einer Argonfüllung und einem U-Wert des Glases von 1.1 (W/m2.K) der Energieverbrauch um etwa 20 % reduziert werden könnte. Diese Schätzung ist naturgemäss ungenau. Die Lüftungsverluste vor und nach dem Ersatz lassen sich nur grob abschätzen. Für die internen und solaren Gewinne sind Standardannahmen getroffen worden. Auf der monetären Ebene lassen sich Zahlen ziemlich genau eruieren, da entsprechende Erfahrungen schon vorliegen, auch mit dem Typ Fenster der bei diesem Denkmal geschütztem Haus zu beschaffen wäre. Die Investitionskosten betragen rund 120’000 CHF und stehen rund 3 t CO2-Einsparungen gegenüber, einer Reduktion des heutigen CO2-Austosses um eben diese 20%. Berücksichtigt man eine Amortisationszeit von 40 Jahren, ergeben sich fast 10’000 CHF Betriebskosten. Die Heizkosten machen dabei immer noch den grösseren Anteil aus (7’000 CHF).

D Die Variante mit einer oder mehreren Erdsonden und einer Wärmepumpe hat am meisten Unsicherheiten und Unbekannte. Hier ist eine Variante ohne Massnahmen am Haus gerechnet. Das ist physikalisch ein Grenzfall, da man die erforderlichen Vorlauftemperaturen der Heizung in diesem schlecht gedämmten Haus mit einer Wärmepumpe fast nicht erreichen kann. Diese Variante müsste eigentlich mit der Fenstererneuerung kombiniert werden, was erhebliche Kosten verursachen würde. Denn die Erdsonde-Variante allein kostet vermutlich über 100’000 CHF. Das ist im Moment nur attraktiv, da sehr grosse Beiträge aus den Förderprogrammen von Stadt und Kanton mit eingerechnet sind. Vom Klimaschutz her ist diese Variante attraktiv. Sie würde uns jährliche Einsparungen von beinahe 12 Tonnen CO2-e bringen und die geringsten Betriebskosten inkl. Amortisationen verursachen. Das ergibt unter dem Strich rund 500 CHF pro eingesparte Tonne CO2-e.
E Schlussendlich besteht die Möglichkeit die Gasheizung durch eine Holzpelletheizung zu ersetzen. Das ergäbe nach den Standard-Ökobilanzen für unsere Haus 2 t CO2 also die grösst mögliche Reduktion von durchschnittlich etwa 13 t pro Jahr. Der Heizkessel müsste ersetzt und zusätzlich Raum für die Pellet-Lagerung geschaffen werden. In Frage käme ein unterirdischer Tank im Garten von 10 m3 oder ein entsprechend grosser Raum im Keller. Beides stellt für das Haus gewisse bauliche und bauphysikalische Probleme und vor allem müsste bei dieser vom Bau her maximalen Dimensionierung der Speicher dreimal pro Jahr gefüllt werden. Im Moment gäbe es für eine solche Lösung 10’000 CHF Fördergelder was netto zu einer Investition von etwa 40’000 CHF führen würde. Unter dem Strich ergibt sich eine relativ günstige Lösung vor allem mit Kosten von deutlich unter Tausend CHF pro eingesparte Tonne CO2.

Zukünftige Entwicklungen
Zukünftige Entwicklungen sind schwer abzusehen. Es geht vor allem darum wie klimafreundlich der Strom in der Schweiz hergestellt wird (Wärmepumpe), bzw. wie stark wir von den Importen abhängig sind. In der Tendenz sollte der Schweizer Strommix immer CO2 freundlicher werden, da der Anteil gemäss Energiestrategie des Bundes an erneuerbaren Energieträger steigen sollte. Die Wärmepumpe dürfe deshalb in der Zukunft mit weniger CO2-Emisssionen verbunden sein. Das könnte sich allerdings noch sehr verzögern, da die Elektro-Mobilität und Wärmepumpen enorme Wachstumsraten verzeichnen. Biogas und Pellets werden sich in der CO2-Bilanz eher verschlechtern, da es in Zukunft zu knapper werdenden Ressourcen kommen wird; das heisst jeweils aufwendigere Beschaffung und Import. In welchem Masse das eintreten wird ist kaum schlüssig zu beurteilen. Beim Biogas wird es sicher rascher eintreffen als bei den Holzpellets. Die Fernwärme wurde in den vorliegenden Beurteilungen nicht berücksichtigt, da sie bei unserem Grundstück nicht vor 2035 kommt. Allerdings ist ihre geringe CO2-Bilanz nur bei der Abfallverbrennung gegeben und Abfalle sind schliesslich auch nur sehr begrenzt zu “vermehren”.
Fazit: Die Sanierung unseres schönen alten Hauses unter dem Aspekt der effektiven CO2-Absenkung ist eine grosse Herausforderung. Wir müssen die Variante C und D kombinieren und das heisst ein tragbares Finanzierungsmodell mit dem Hausbesitzer (Stadt Zürich) finden.
sehr interessanter beitrag, danke, auch für die offenheit!
wir haben vor einigen jahren auf dem dach des elternhauses im bärnbiet als 1. schritt eine photovoltaik-anlage auf dem dach installiert und später eine wärmepumpe eingebaut. die grössten energiefresserinnen und damit indirekt “co2-produzentinnen sind auch bei uns wohl die vielen über 40-jährigen fenster …