Wenn man auf Klimakonferenzen über das CO2 diskutiert, Ziele für den Absenkpfad einzelner Länder festlegt, und die Länder miteinander vergleicht, meint man immer das territoriale CO2. Es ist dasjenige CO2 das innerhalb der Schweizer Grenzen ausgestossen wird. Die offiziellen Statistiken bilden ohne es speziell zu erwähnen, immer das territoriale CO2 ab, dasjenige CO2 das auf dem Territorium des entsprechenden Landes effektiv emittiert wird (geteilt durch die Anzahl Bevölkerung). Spitze beim territorialen CO2 noch die USA mit etwa 16 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung in Jahre 2017 (vgl. Abb. unten). Die Schweiz ist mit ihren etwas mehr als 4 t pro Kopf und Jahr schon viel weiter unten als beispielsweise Österreich, Norwegen oder gar China. Sie weisen mit ca. 8 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung alle doppelt soviel CO2 aus wie die Schweiz. Unser pro Kopf-Verbrauch ist dennoch mehr als 10 Mal höher als derjenige beispielsweise Senegals, stellvertretend für viel afrikanische Länder.

Doch diese offiziellen Zahlen sind irreführend, denn der CO2-Ausstoss den die Bio-Heidelbeeren verursacht haben wird bei der territorialen Darstellung Argentinien angerechnet. Obwohl sie hier konsumiert werden, erfolgt der CO2-Verbrauch für Anbau und Verarbeitung in Argentinien und das Flugzeug wird in Buenos Aires betankt.
Vor mehr als 10 Jahren kam eine internationale Forschergruppe auf die Idee den Konsum bedingten CO2-Ausstoss der Länder zu berechnen. Das ist nicht ganz einfach. Basis waren Export/Importstatistiken. Sie berechneten für alle Gütergruppen, die exportiert oder importiert wurden eine CO2-Bilanz. Die Importe resp. die CO2-Bilanz der Importe werden dem importierenden Land zugerechnet, die Export werden entsprechend subtrahiert. Das ergibt unter dem Strich die Konsum bedingte CO2-Bilanz (rote Linie in der Abbildung).
Wenn wir Schweizer also Erdgas importieren, hat das bereits beim Abbau und Transport in Russland klimawirksame Gas ausgestossen. Oder wenn wir Käse nach den USA exportieren, hat der bei uns bereits klimawirksame Gase durch die Viehwirtschaft und die Käseherstellung verursacht. Beim Erdgas wird der Wert zu den territorialen Emissionen in der Schweiz addiert, der Wert des Käses subtrahiert. Die Bio-Heidelbeeren werden der Schweiz zugeordnet. Das haben die Forscher für alle Handelsgüter und für alle Länder durchgeführt. Beim Handel mit Halbfabriken und komplexen technischen Produkten wird es schwieriger, dennoch hat man diese nach demselben Prinzip bilanziert.
Das Ergebnis ist in den Abbildungen wiedergegeben und als «Konsum»-Kurve bezeichnet. Es ist die viel aussagekräftigere Zahl. Sie weist die CO2-Emissionen demjenigen Land zu, das sie effektiv verursacht hat. Konsum bedingt ist die Schweiz bei den Spitzenländern. Wir konsumieren 14 t CO2 pro Kopf und Jahr, 10 Tonnen mehr als bei territorialer Darstellung. Als rohstoffarmes Land sind unsere Importe mit grossen CO2-Emissionen in anderen Ländern verbunden. Unsere Konsum bedingten Treibhausgasemissionen sind pro Kopf und Jahr 4 Tonnen höher als diejenigen von Österreich und Norwegen. Auch China ist mit 6 t pro Kopf und Jahr im Vergleich zu den reichen Ländern relativ bescheiden. Eine Information, die man bei der Analyse offizieller (territorialer) Statistiken immer vor Augen haben sollte.