Alle reden vom Klima, dabei vergisst man dass auch die Meere weitreichenden Veränderungen unterliegen. Man rechnet damit, dass etwa je ein Viertel des vom Menschen in die Atmosphäre ausgestossenen CO2 von den Pflanzen aufgenommen bzw. im Meer gelöst werden, während der Rest von etwa 45% in der Atmosphäre verbleibt und zum Klimaeffekt beiträgt[1]. Etwa 2.3 Petagramm lösen sich jedes Jahr im Meer, das sind 1015 Gramm, 1012 Kilogramm, 109 Tonnen oder eben eine 2.3 Milliarden Tonnen. Durch den Kontakt von Meerwasser mit CO2 aus der Luft entsteht Kohlensäure, die sich im Wasser chemisch löst.Dieser Prozess ist sehr komplex. Das Ausmass dieses Vorganges hängt von der Temperatur, vom Druck, von der chemischen Zusammensetzung des Wassers und von der Konzentration des CO2 inder Luft ab. Vereinfachend kann man sagen, wenn die CO2-Konzentration in der Luft zunimmt, steigt auch der Säuregrad im Meerwasser[2].

Pg = 1015 Gramm = 1 Milliarde Tonnen

Spezialisten haben diesen Effekt anhand von Messungen und Modellen bis in die Eiszeiten zurückverfolgt. Sie kommen zum Schluss, dass in den letzten 2 Millionen Jahren der Säuregrad der Ozeane noch nie ein so grosses Ausmass erreicht hat wie heute[3]. Verantwortlich dafür ist der CO2 Anstieg in der Luft. Es handelt sich erdgeschichtlich gesehen um die grösste Veränderung in so kurzer Zeit[4].

Die Prognosen, wie sich die Versauerung der Ozeane entwickeln wird und wie sich diese Entwicklung auf die Biologie der Meere auswirken wird, sind ausserordentlich vielschichtig und mit vielen Unsicherheiten belastet. Der Versauerungseffekt überlagert sich mit der Erhöhung der Temperatur der Weltmeere, mit der Veränderung der Chemie des Meereswassers durch die Abschmelzung des Polareises und der Eisdecke in der Antarktis, sowie durch andere Belastungen wie Ölverschmutzung, Nährstoffeinträge, Chemikalien oder Abfälle die über die Abwässer in die Weltmeere gelangen. Zudem hängt die Veränderung ausgesprochen von der geographischen Lage der Weltmeere ab. In einem Übersichtspapier werden Studien von 22 verschiedenen Orten in den Weltmeeren zusammengefasst[5]. Während Wissenschaftler davon ausgehen, dass niederzellige Lebewesen sich an die Veränderung anzupassen vermögen, rechnet man bei den höheren Organismen mit einschneidenden und irreversiblen Veränderungen[6]. Ein Rückgang der Krusten- und Schalentiere deren Wachstum direkt vom Kalkhaushalt (Karbonat)[7] abhängt, sowie die Zerstörung der Korallenriffe wird bereits beobachtet. Betroffen sind damit auch alle «Räuber», die sich von diesen Organismen ernähren. In Labor­studien hat man die vielfältigen Wirkungen der Versauerung der Ozeane beobachtet. Sie reichen von verminderter Fruchtbarkeit bei wirbellosen Tieren bis zu den erhöhten Aufnahmen von Schwermetallen in Algen. Generell wird sich die Primärproduktion von Biomasse in den Ozeanen erhöhen, was zu weitreichenden Veränderungen im Ökosystem führen wird.


[1]      Gattuso, J.-P. and  Hansson L.; Ocean Acidification; Oxford Univerasity Press, Oxford, 2011.

[2]      Weis,J.,S.; Marine Pollution – What everyone needs to know; Oxford University Press, Oxford 2025

[3]      Das Wasser der Ozeane ist im Grunde genommen alkalisch und hat heute ein pH-Wert von 8.1 (7.0 ist neutral, < 7.0 ist sauer. Das Meerwasser wird als korrekt weniger alkalisch, wissenschaftlich korrekt dürfte man als nicht von einer Versauerung sprechen.

[4]      Gattuso, J.-P. et.al., Seite 21, a.a.O.

[5]      Eisler, R.; Oceanic Acidification – A comprehensive Overview, CRC Press New York, 2012.

[6]      Gattuso, J.-P. et.al., Seite 99, a.a.O

[7]      Der Karbonatgehalt sinkt mit zunehmend niedrigerem pH und bildet Hydrogenkarbonat